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Samstag, 12. Mai 2007

Weltuntergang

Sorry, ich muss meine Rekapitulation der letzten drei Jahre schon jetzt unterbrechen, aber gestern Abend hatte ich ein Erlebnis, das einfach jetzt geschrieben werden muss.

Nachdem ich die Kinder ins Bett gebracht hatte, hab ich mich gemütlich vor den Rechner gesetzt und fing an mir Spanglish anzusehen. Nicht das das von weiterer Bedeutung ist, aber der Film ist gut.

Also, da sitze ich nun und sehe, aus den Augenwinkeln, immer wieder etwas aufblinken. Erst denk ich, das sind die Scheinwerfer der Autos, aber schnell wird klar, das ist zu hell und mir wird klar, das ist ein kleines Sommergewitter.
Interessanterweise, gibt es hier nämlich Gewitter ohne Donner. Dann zucken die Blitze nicht zur Erde hinunter, sondern nur horizontal im Himmel. Leider hab ich davon kein Foto.

Doch bald ändert sich das und es blitzt und donnert in der üblichen Art und Weise und ich hoffe nur, das Luca und Zoé nicht aufwachen. Dann sind sie mindestens solange wach, bis das Gewitter vorbei ist und das kann schon mal zwei Stunden dauern.

Kurz darauf setzt dann auch der Regen ein und es prasselt wie wild, stärker hab ich es hier noch nicht mal zu Monsunzeiten erlebt und dass will schon was heißen. Doch nimmt die Geräuschkulisse immer weiter zu und ich schau mir das also mal genauer an. Alle Fenster und Türen hab ich gleich bei Beginn geschlossen und den Geräuschpegel so klein wie möglich zu halten, daher gehe ich auf die Terrasse und zucke doch recht schnell zurück. Nicht nur, dass ein gewaltiger Wind weht, nein, auch ist mein nackter Fuß in eine eiskalte ca. 3cm tiefe Wasserschicht getreten. Darin waren auch noch lauter, ebenso kalte, kleine Kieselsteine. Da wir aber überhaupt keine Kieselsteine auf unsere Terrasse haben kam mir die Sache doch ziemlich spanisch vor.

Jedenfalls stellte sich heraus, dass es, trotz der fast 40° Celsius die zur Mittagszeit herrschten, haufenweise Hagelkörner auf meiner Terrasse lagen und immer mehr davon beständig gegen Fenster, Decken und Wände schlugen.

Unser Sonnenschutz wurde so stark von dem Eis belastet, das ich mir Sorgen um meine Konstruktion machte. Für Schneelast war sie schließlich nicht ausgelegt. Daher wagte ich mich doch in den Sturm hinaus und bewaffnet mit einem Wasserschieber schob ich die Hagelkörner hinunter. Dass ich in sekundenschnelle vollkommen durchnässt war, ließ sich nicht verhindern, jedoch war ich immerhin durch das Sonnendach vor den Hagelkörnern geschützt.

Die Menge, die sich bereits gesammelt hatte, hätte ausgereicht um unsere Badewanne bis zur Hälfte zu füllen und das ist nicht übertrieben. Den Rest, der nach dem Regen noch übrig blieb kann man neben dem Basketball sehen. Die Eisschicht war ca. 20 cm hoch. Das Hagelkorn auf meiner Hand ist Originalgröße. Für Radja hab ich dann noch einen 15 cm durchmessenden Ball zusammengepresst. Der hat schließlich noch nie Eis oder Schnee in seinem Leben gesehen und die Tatsache, das das Ding auf unserem Marmorboden wie ein Puck, bei nur leichter Berührung, hin- und herflitzte ließ ihn vollends ausflippen. Es sah aus als ob er eine Maus jagen würde und es dauerte eine Weile, bis er begriff, wenn man ganz vorsichtig hineinbeißt, dann kann man es tatsächlich auch festhalten.

Die Kinder haben von dem ganzen Untergang nichts mitbekommen, die haben geschlafen wie Steine, dabei entsprach die Lautstärke schon einem anständigen Trommelwirbel im eigenen Zimmer. Ach, Nila natürlich auch nicht, die ist ja zur Zeit in Amritsar im Goldenen Tempel.

Soviel erst mal dazu, obwohl mich die Faszination von 40° Temperaturdifferenz immer noch nicht ganz los lässt.

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